Anja Kümmel: La Danza Mortale |
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Der Titel führt zum Leben einer Tänzerin - Hope. Die Orte des Handlungsverlaufes und die Nationalitäten der Mitwirkenden bleiben im Hintergrund. Vielmehr steht dort, der Flamenco, den Hope beherrscht, sei mehr als ein Tanz, er sei ein Inszenierung. Und über Hope wird ähnlich berichtet - ein scheinbar alltägliches Leben, das phasenweise wie eine Inszenierung wirkt, dies als Stilmittel und Spannungsbogen des Buches. Erwähnenswert ist sicherlich, dass der Mainstream der Handlung auf lesbischen Beziehungen beruht. Die Begebenheiten drehen sich wie ein Tanz um Frauenliebe mit Partnerschaftsproblemen - Liebeskummer und Eifersucht. Andere Beziehungsformate werden ebenso nur am Rande "mitgenommen", wie Männer im allgemeinen nicht gut wegkommen. Hetero-Männer werden mit reichlich Häme vor allem über ihre äußeren Unvollkommenheiten beleuchtet. Die Perspektive des Buches bewegt sich im Alltag einer gleichgeschlechtlichen Liebessichtweise. Anja Kümmels Stil ist leise, trotzdem klar und eindeutig. Schritt für Schritt wird die Leserschaft auf kurzen Zeiträumen mitgenommen. Zudem ist die Sprache modern, gespickt mit Anglizismen und in der direkten Rede mit dem Umgangston von Jugendlichen. Für eine gerade Zwanzigjährige eine vielversprechende Roman-Debütarbeit; die Stilfestigkeit der Sprache und die Durchgängigkeit der Handlung sind bemerkenswert. Sie verliert sich nicht - und somit gehen auch die Leser in ihr nicht verloren. Anja Kümmel liest am 22. September in "Die Stadtmitte", Ettlinger-Tor-Platz 3 in Karlsruhe.
Buchrezension von Ulrike-Ebba Gräfin von Sparr
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